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Ortskunde

Eine Gemeinde entsteht

Geschichte des Marktes

„Im Anfang war der Wald“, so müsste die Geschichte St. Gallens beginnen.
Eingebettet in einen fast eirunden Talkessel, umgeben von Waldbergen und felsstarrenden Bergriesen, liegt unfern der Dreiländerecke Steiermark, Nieder- und Oberösterreich der freundliche Markt St. Gallen. In erster Linie fesseln das Auge die ragenden Felsberge des Gesäuses, die kronenartig nach NW abstürzende Almmauer, der weithinschauende, herrliche Tamischbachturm, dessen leicht erreichbarer Gipfel eine Aussicht bietet, die ihresgleichen in weitem Umkreis sucht, und der in der Ennstaler Hütte eine dem Bergwanderer hochwillkommene Raststätte bietet. Wenig weiter düstert die selten bestiegene Tieflimauer auf, deren Steilsturz ins Mühlkar und gegen den Kleinen Buchstein droht, der mit seiner prachtvollen Felsspitze - unserem „Matterhorn“ - viele wagemutige Kletterer anlockt. Von ihm führt ein schwindelnd-schöner, zackiger Felsgrat hinüber zur klotzigen Gestalt des Großen Buchsteins, der mit seinen steil abfallenden Wänden weithin das Landschaftsbild beherrscht.

Quelle: Ortschronik von St. Gallen, 2013
Verfasser: Dr. Odilo Haberleitner, Hermann Brandauer, Kurt Angerer und Werner Windhager
Die nachfolgenden Inhalte (Teilinhalte) wurden aus der Chronik entnommen. Detailierte Angaben lesen Sie bitte direkt im Buch Ortschronik nach.

Ortschronik von St. Gallen

Die Ortschronik ist am Gemeindeamt käuflich zu erwerben.

Alte Gebäude

Hammerherrenhäuser

Bemerkenswert ist das Gerichtsgebäude, das heutige Gemeindeamt, das wohl älteste Haus des Marktes. Errichtet wurde es 1530 vom
Gewerken (Hammermeister) Wolfgang (I.) Pantz, dessen Nachkommen zu den bedeutendsten Hammergewerken der Steiermark gehörten. Das alte Hammerherrenhaus umfasste aber auch das Haus Haller. Beide Häuser wurden in den Siebzigerjahren restauriert und im Zuge der Färbelungsaktion mit ansprechenden Fassaden versehen (Kratzputz am Hause Haller).
Auch die drei giebelseitig zum Marktplatz gestellten Häuser weisen ebenso wie das Haus des ehemaligen Gendarmeriepostens ein beachtliches Alter auf. Das Ortsbild aus dem Jahre 1600 lässt das Pantzhaus ebenso erkennen wie das im oberen Markt gelegene sogenannte Busenlechnerhaus (Jahreszahl 1579). Die älteste Gewerbeberechtigung liegt zweifelsohne auf dem Gasthof Hensle, heute im Besitz der Familie Guttmann, ausgestattet mit einer Maria-Theresien Konzession. Im 17. Jh. wurde der Gasthof bereits als Scharrer-Taverne bezeichnet.

Gerichtsgebäude errichtet 1530

Ortsbild mit Hammerherrenhäuser

Scharrer-Taverne

Nepomuk

Geschichte des Marktes

Vor dem Gerichtsgebäude, dem heutigen Gemeindeamt, steht die Statue des Straßenheiligen Johannes von Nepomuk aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Pestsäule

Geschichte des Marktes - Anfang bis Ende Mittelalter

Man hörte von den Gottes- oder Landplagen, die damals steirisches Land betroffen haben, von denen uns das Grazer Dombild kündet: von den Türken, der Pest und den Heuschrecken. So mag es wohl der frommen St. Gallener Familie Pantz als Pflicht erschienen sein, ein steinernes Wegkreuz zu errichten, um die Gnade des Himmels auf den Ort herabzuflehen, diese schöne gotische Wegsäule, die das Jahr 1488 trägt und gemeiniglich „Pestsäule“ heißt. Von Kriegsgefahr oder verheerenden Seuchen, die den Markt selbst bedroht hätten, ist in keiner Quelle etwas zu lesen.

Prof. Ulf Mayer

Künstler

Erwähnt soll auch ein Künstler werden, der durch den Wohnsitz seiner Eltern mit dem Gebiet Weißenbach - St. Gallen verbunden ist. Es ist dies Prof. Ulf Mayer, ein in Graz lebender Bildhauer. In unserem Ort sind der Bär auf dem Marktbrunnen, eine Muttergottesstatue in der alten Pestsäule, das Grabmal seiner Eltern und die Keramiken an der neuen Nusserbrücke Zeugen seines künstlerischen Schaffens.

Burg Gallenstein

Das ganze Tal beherrschend, thront auf einem steilen Felsen zwischen dem Zink- und Schlossgraben die Burgruine Gallenstein, die den traurigen Ruhm hat, die jüngste Burgruine der Steiermark zu sein. Bis 1831 war die Burg noch bewohnt. Sie war einst eine der festesten, wenn auch nicht größten des steirischen Oberlandes und muss, wie alte Stiche bezeugen, nicht nur trutzig, sondern auch schön gewesen sein. Freilich, ihre Geschichte ist nicht sehr romantisch. Hier gab es weder Raubritter noch minnige Fräulein noch in süßen Liedern schwelgende Minnesänger, hier gab es keine edlen Ritter, sondern hier verwalteten tüchtige und weniger tüchtige Burggrafen oder Burgvögte oder Pfleger, wie man sie eben im Laufe der Zeiten benannte, die Herrschaft Gallenstein, die der Abtei Admont, der Herrin der Burg, gehörte. Hier, auf dieser Burg, war der Sitz der Verwaltung der Gallensteiner Herrschaft, aber die Feste war doch mehr: Sie war eine Schutz- und Fluchtburg für die Äbte, Konventualen, die Kirchen- und Klosterschätze, wenn bedrohliche Zeiten für das Stift herankamen. Sie war Sammelpunkt der admontischen Untertanen, und von hier aus, aus dieser weltfernen Versunkenheit, schützte man an den Grenzpässen die Herrschaft vor feindlichem Überfall. Niemals hat sich ein Feind der Burg so weit genähert, dass er sie hätte erstürmen können, niemals hat sie es nötig gehabt, sich selbst zu verteidigen, aber sie barg doch in ihren Rüstkammern der Waffen genug, um im Ernstfall bereit zu sein. Von dem früheren Aussehen der Burg geben uns mehrere Bilder Zeugnis.

Aber es bleibt ein Wettlauf mit der Zeit: Mauern, die vor 30 Jahren saniert worden waren, beginnen erneut zu zerfallen und es ist wohl der
Wunsch der „alten“ Burgvereinsmitglieder, dass eine jüngere Generation sich um das Wahrzeichen unserer Region annimmt und es weiterhin vor dem Verfall rettet.

Gründungsurkunde der Burg Gallenstein

Entnommen aus Wichner, Admont II, Urk. 242

Nos RUDOLFUS Dei gratia Romanorum rex semper augustus, Universis sacri Romani imperii fidelibus presentes litteras inspecturis volumus esse notum, tenore presentium nichilominus profitentes, quod nos grata et fidelia, que honorabilis vir Hainricus abbas Admontensis devotus noster dilectus nobis et imperio exhibuit et inantea exhibebit obsequia, gratiosius poderantes,ac etiam commoditatibus ejus intendere cupientes eidem abbati pro conservatione bonorum ecclesie sue et hominum, et maxime ob devotam venerabilis Johannis Chiemensis episcopi instantiam facultatem liberam concedimus et etiam indulgemus, munitionem in fundo ipsius Admontensis ecclesie erigendi, universis et singulis nobilibus, comitibus, ministerialibus, militibus, clientibus, et aliis nostris fidelibus per Styriam constitutis firmiter injugentes, ut ad requisitionem abbatis subradicti sibi in structura munitionis hujusmodi cooperari debeant et prodesse. Ex affluentia, quoque gratie specialis abbati predicto propter fidei sue puritatem, de qua fiduciam gerimus inconcussam, jurisdictionum et judicium inter Clusam concedimus, ut de ipso annis singulis dimidiam libram Graecensium denariorum nostre camere solvere teneatur, dantes has nostras litteras intestimonium premissorum. Datum Wienne pridie Kal. Maji indictione VI. anno domini MCCLXXVIII regni vero nostri anno quinto. (Original verbrannt)

Burg Gallenstein um 1691

Burgruine Gallenstein vor 1970

Burg Gallenstein

Burgruine Gallenstein

Burgruine Gallenstein mit Vieh

Burg Gallenstein

Burg Gallenstein - nach Dachsanierung 2021

Burg Gallenstein - nach Dachsanierung 2021

Das Christkindl in der Mehltruhe

Sagen & Legenden

In alter Zeit wohnten in St. Gallen zwei fromme, rechtschaffene Bauersleute. In ihren alten Tagen wurden sie recht mühselig und gebrechlich, kamen in große Not und hatten nicht einmal mehr genug zu essen. Da erinnerten sie sich ihrer letzten Mehlvorräte, die sie in einer alten Truhe aufbewahrt hielten. Diese Mehltruhe barg auch seit alters her das Christkindl für die Weihnachtskrippe. Nun nahmen sie das letzte Mehl und bereiteten sich daraus Brot. Doch nach einigen Tagen bemerkten sie, dass die Mehlvorräte in der Truhe nicht abnahmen. Das Christkindl in der Mehltruhe hatte dies bewirkt und so die alten Leute wunderbar vor dem Verhungern gerettet. Das wundertätige Christkindl in der Mehltruhe befindet sich wie schon beschrieben in der St. Gallener Pfarrkirche in einem Glaskästchen an der Wand neben dem Ignatiusaltar. Der ORF hat vor einigen Jahren diese Begebenheit in einem kurzen Film für das Vorabendprogramm gestaltet.

Die Teufelskirche

Sagen & Legenden

Südwestlich von St. Gallen liegt eine 1058 Meter hohe, ganz bewaldete Bergkuppe, die „Teufelskirche“ genannt. Über diesen sonderbaren Bergnamen weiß die Sage Folgendes: Einst lebte auf diesem Berg in einer Hütte ein Einsiedler, der aber im Geheimen ein ganz gottloser und lasterhafter Mensch war, zu dem nachts an Sonn- und Feiertagen viele junge Burschen und Mägde kamen und mit ihm ausgelassene Trinkgelage mit Spiel und Tanz hielten und dabei gotteslästerliche Reden führten, sodass dieser Ort in üblen Ruf kam. Das wurde von Jahr zu Jahr immer ärger. Kein Tag war ihnen für diese lasterhaften Zusammenkünfte heilig. Sogar am Karfreitag hielten sie einmal ein besonders ausgelassenes Saufgelage. Da erbebte plötzlich der Berg, Feuerflammen schlugen aus dem Inneren heraus und ein scheußlicher Schwefelgestank stieg empor. Der Höllenfürst erschien selbst mit seinem Gefolge und entführte die ganze liederliche Gesellschaft in sein unterirdisches Reich. Als nun die Teilnehmer nicht mehr heimkehrten, gerieten ihre Angehörigen in große Sorge um sie und gingen auf Suche. Zu ihrem Schrecken fanden sie die Hütte des Einsiedlers nicht mehr auf dem Berg, dafür gähnte ihnen ein weites dunkles Loch entgegen, so groß wie eine Kirche, und übel riechende Schwefeldünste stiegen empor. Nun wusste man, dass dieser Einsiedler der Teufel selbst gewesen war, der die jungen Menschen absichtlich verführt hatte, um sie für die Hölle reif zu machen. Seither heißt der Berg mit der unheimlichen Höhle die „Teufelskirche“.

Das Elf-Uhr-Läuten - Franzosenkreuz

Sagen & Legenden

In den strengen Wintertagen 1809 wollten die Franzosen auf ihren Kriegszügen auch nach St. Gallen vordringen. Schon waren sie bis an den Fuß des Spitzenberges gekommen, da mussten sie stehen bleiben. Glatteis und riesige Schneemassen machten es unmöglich, trotz größter Anstrengung die Kanonen über den Berg zu bringen. Daher beschlossen sie, wenn sie bis zum Mittagläuten nicht über dem Spitzenberg wären, das weitere Vordringen aufzugeben. Unterdessen war die Nachricht vom Vormarsch der französischen Soldaten nach St. Gallen gedrungen. Die Bevölkerung geriet darüber in große Aufregung, versammelte sich in der Kirche und betete inbrünstig um Abwendung der Franzosengefahr. Da läuteten auf einmal von selbst die Kirchenglocken. Es war aber erst elf Uhr. Die Franzosen glaubten aber, es hätte Mittag geläutet und kehrten sofort um. So blieb St. Gallen von den Franzosen verschont. Aus Dankbarkeit war es daher in St. Gallen bis zum ersten Weltkrieg üblich, um elf Uhr Mittag zu läuten.

Zur Erinnerung daran wurde das Franzosenkreuz errichtet (an der neuen Spitzenbergstraße), das die fromme Sage verkündet: „Am 9. November 1809 wurde der Markt von St. Gallen von französischer Infanterie bedroht zu belagern, wurde aber durch Gottes Hilfe und die Fürsprache Mariens verscheucht und konnte daher über diese Bergleiten nicht hinaufkommen. Zur Dankbarkeit und frommen Andenken errichtet!“ So die Inschrift wortgetreu!

Die Deschkapelle im Erb

Sagen & Legenden

Östlich von St. Gallen führt ein Weg entlang des Erbbaches über den Erbsattel nach Landl. Einige Kilometer von St. Gallen entfernt steht die sogenannte Deschkapelle (heute Rittkapelle genannt). Über ihre Entstehung wissen die Leute zu erzählen, dass dort vor 120 Jahren ein Jugendlicher, statt zur Johannisandacht zu gehen, ein altes, von der Bevölkerung verehrtes Bild mit dem dornengekrönten Haupt unseres Herrn und Heilandes mutwillig schwer beschädigte. Als er wieder zu dieser Stelle kam, hatte er plötzlich eine Erscheinung von dem mit Dornen gekrönten Haupte Christi. Das ließ ihm kein Ruhe mehr und so stiftete er ein neues, größeres Bild mit der gleichen Darstellung, für das ein gewisser Desch aus St. Gallen eine Kapelle erbaute, die deswegen den Namen Desch-Kapelle erhielt und zur Andachtsstätte wurde.

Der Pfau von Gallenstein

Sagen & Legenden

Vor vielen Jahren lebte auf der Burg Gallenstein ein braver, treuer und pflichteifriger Schreiber namens Steyber. Einmal bat er den Burgverwalter um ein paar Tage Urlaub, um die Verwandten in seiner Heimat zu besuchen, was ihm auch gewährt wurde. Der Schreiber übergab dem Burgverwalter sämtliche Schlüssel, auch den für die Geldtruhe, mit der Bitte, er möge gleich das Geld darin nachzählen. Der Burgverwalter tat dies aber nicht, er vertraute dem braven Schreiber und entließ ihn mit guten Wünschen für den Urlaub. Als man am nächsten Amtstag die Truhe öffnete, war kein Geld darin. Der Burgverwalter wollte nicht glauben, dass der Schreiber das Geld gestohlen hatte. Als man ihn aber während des Urlaubes in seiner Heimat und auch sonst nirgends ausfindig machen konnte, war man überzeugt, dass er doch der Dieb sei und mit dem gestohlenen Geld im fernen Land ein gutes Leben führe. Nur die fromme Küchenmagd auf der Burg konnte das nicht glauben. Darauf erschien ihr im Traum eines Nachts der Schreiber Steyber, leichenblass, sein Gesicht mit Blut bedeckt, und sprach zu ihr: „Liebe Kunigunde, ich bin nicht der Dieb, sondern das Opfer eines schweren Verbrechens geworden“. In den beiden folgenden Nächten hatte sie den gleichen Traum. Nun war sie ganz von der Unschuld des Schreibers überzeugt und dachte nach, wie sie einen Beweis dafür erbringen könnte. Als die dann am Morgen nach dem dritten Traum am Burghof arbeitete, lief ihr der Schlosspfau zu, fasste sie mit dem Schnabel an ihrer Schürze und wollte sie in die Ecke des Burghofes zerren. Nur mit Mühe scheute sie den Pfau weg. Am nächsten Morgen wiederholte sich das Gleiche und ebenso am dritten Tag. Dieses Mal wurde er besonders heftig und zudringlich, sodass sie ihm schließlich neugierig folgte. Im hinteren Winkel des weiten Burghofes blieb er vor einer eisernen Tür stehen und schaute die Magd so eindringlich an, als wollte er sagen, hinter der Tür sei ein großes Geheimnis verborgen. Kunigunde eilte nun zum Burgverwalter und erzählte ihm alles. Zuerst lachte er darüber, ging aber doch am nächsten Morgen mit einigen Schlossknechten zu dieser eisernen Tür, ließ den Kerkermeister holen und befahl ihm, die Tür zu öffnen. Doch der Kerkermeister wollte dies nicht recht tun und gebrauchte allerlei Ausreden. Schließlich bekam er den strengen Befehl, die Tür zu öffnen. Kaum war dies geschehen, strömte aus dem finsteren Kerkerloch ein scheußlicher Modergeruch heraus und als man mit der Fackel hineinleuchtete, sah man im hintersten Winkel den halbverwesten Leichnam eines Menschen liegen. Nach den Kleidern konnte man feststellen, dass es der verschollene Schreiber Steyber war.
Der Kerkermeister fing an, am ganzen Körper zu zittern, fiel auf die Knie vor dem Burgverwalter nieder und gab die ruchlose Tat zu, den Schreiber vor seiner Abreise erschlagen zu haben, um das Geld aus der Truhe in seine Hände zu bringen. Nach diesem Geständnis ließ der Burgverwalter den Mörder in dasselbe Gefängnis werfen und schickte dem Prälaten von Admont einen ausführlichen Bericht darüber. Als Burgherr und Richter verurteilte der Abt den Bösewicht zum Tode, dieser musste aber vor der Hinrichtung noch eine Zeitlang am Pranger von St. Gallen stehen.

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